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Nellie Bly – eine Frau mit Träumen
Undercover- und Kriegsreporterin, Weltreisende und Erfinderin, Geschäftsfrau und Influencerin – und das alles in einer Zeit, in der Frauen ohne Erlaubnis noch nicht einmal arbeiten gehen durften. Wer war Nellie Bly (1864-1922) und was hat sie bewirkt? In diesem Blogartikel stellen wir sie vor. Ein passendes Materialpaket für den Unterricht gibt es gleich dazu.
Angriffe auf Journalist*innen, rechte Begriffe wie „Lügenpresse“ oder „Fake News“ und Einschränkungen der Pressefreiheit halten uns dieser Tage in Atem. Dabei kann Journalismus so viel mehr – wir brauchen ihn für eine funktionierende, freie Gesellschaft. Das sollten schon Schulkinder lernen.
Mit unserem Materialpaket „Menschen mit Träumen: Nellie Bly“ möchten wir eine Journalistin vorstellen, die genau das demonstrierte: Mit Mut und Kampfgeist deckte sie Missstände in der Gesellschaft auf und trug dazu bei, Grenzen zu überwinden.
Lest weiter, wenn ihr wissen wollt, was Nellie Bly in der Psychiatrie gemacht hat und warum man manche ihrer Errungenschaften heute hinterfragen muss.
Wer war Nellie Bly?
Geboren wurde Nellie Bly, die eigentlich Elisabeth Cochrane hieß, am 5. Mai 1864 in Cochran‘s Mills, Pennsylvania, USA. Mit sechs Jahren verlor sie ihren Vater und durchlebte die nächsten Jahre eine schwierige Zeit mit ihrem Stiefvater. Die Ausbildung zur Lehrerin musste sie wegen Geldmangels abbrechen.
Erste Aufmerksamkeit erhielt sie 1884, nachdem sie einen empörten Leserbrief zu einer frauenfeindlichen Kolumne in der Zeitung Pittsburgh Dispatch geschrieben hatte. Der Chefredakteur war von ihrem Schreibstil so beeindruckt, dass er ihr einen Job als Reporterin anbot.
Sie begann für die Zeitung zu schreiben, war jedoch bald so frustriert von den „Frauenthemen“, die man ihr zuwies, dass sie einige Jahre später nach New York ging.
Undercover in der Psychiatrie
Zum Star wurde Nellie mit ihrer Reportage „Ten Days in a Mad-House“ über die Zustände in New Yorks berüchtigtster Frauenpsychiatrie auf Blackwell’s Island (heute Roosevelt Island).
Zusammen mit ihrem damaligen Chefredakteur der New York World, Joseph Pulitzer, heckte sie einen gefährlichen Plan aus: Sie wollte sich undercover in die Psychiatrie einschmuggeln. Tatsächlich schaffte sie es auch, einen Richter und mehrere Fachärzte davon zu überzeugen, sie dort einzuweisen.
„I had some faith in my own ability as an actress and thought I could assume insanity long enough to accomplish any mission intrusted to me.“
– Nellie Bly, Behind Asylum Walls (1887)
In den zehn Tagen ihres Aufenthalts deckte Nellie die unmenschlichen Zustände für die Patientinnen sowie weit verbreitete psychische und physische Misshandlungen durch das Personal auf.
Ihre schockierendste Entdeckung war allerdings, dass viele Insassinnen der Anstalt gar nicht krank waren.
Es handelte sich meist um Einwanderinnen, die straffällig geworden waren und sich nicht auf Englisch verständlich machen konnten. Andere waren einfach nur arm, hatten keine Familie oder waren von der Gesellschaft verstoßen worden.
Neu hier?
Das in diesem Blogbeitrag vorgestellte Materialpaket kann im Worksheet Crafter verwendet werden. Das ist eine Software für Lehrkräfte, mit der einfach differenziertes Unterrichtsmaterial für Grund-, Volks- und Förderschule erstellt werden kann.
Unsere Mission ist es, Lehrenden das Leben leichter zu machen – und Kindern das Lernen. Deswegen erstellen wir auch pädagogisch geprüftes, spannendes Material wie dieses hier.
Nellie Blys Artikelserie wurde zur Sensation: Die Leser*innen waren völlig verstört und die Politik reagierte. Blackwell’s Island und ähnliche Einrichtungen wurden reformiert. Nellie Bly läutete eine neue Ära des investigativen Journalismus’ ein und stieg zu einer wichtigen Stimme des Landes auf.
Influencerin
Nach ihrem bahnbrechenden Erfolg konnte Nellie nichts mehr aufhalten.
Sie schrieb Artikel über Misshandlungen von Frauen in New Yorker Gefängnissen, über die Schicksale von New Yorker Dienstmädchen, Kinderhandel, die Arbeitsbedingungen von Frauen in Fabriken und viele weitere Missstände innerhalb der damaligen Gesellschaft.
„I did not knock, but turned the knob of the door, and, as it stuck top and bottom, I pressed my shoulder against it. It gave way, so did I, and I entered on my career as a servant with a tumble.“
– Nellie Bly, Trying To Be A Servant (1887)
Mit ihren halsbrecherischen Aktionen und Reportagen inspirierte sie eine ganze Generation junger investigativer Journalistinnen – die Stunt-Girls – dazu, die männerdominierte Pressewelt auf den Kopf zu stellen.
In 80 Tagen um die Welt
Ihr nächster Coup gelang ihr 1889. Einige Jahre vorher war der Roman „In 80 Tagen um die Welt“ von Jules Verne erschienen und Nellie wollte diesen Rekord brechen. Ihr Redakteur reagierte erst verhalten: So etwas könne nur ein Mann.
Doch Nellie ließ sich nicht davon abbringen und so brach sie im November 1889 mit sehr leichtem Gepäck von New York aus auf. Sie hatte nur einen Mantel, ein maßgeschneidertes Kleid und eine Tasche dabei.
Ihre Reise war ein Medien-Event. Bei ihrem Endspurt durch die USA wurde sie von Menschenmassen bejubelt, es gab – wie bei modernen Popstars – Nellie-Bly-Merchandise vom Reisekleid bis zum Brettspiel.
Bei einem Preisausschreiben zu ihrer Ankunftszeit nahmen etwa eine Million Menschen teil. Sie wurde als Pionierin gefeiert. Sie umrundete die Welt in 72 Tagen, 6 Stunden und 11 Minuten.
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Nellies privilegierter Blick auf die Welt
Heute sieht man ihre Reise durch eine deutlich kritischere Brille. So sehr sich Nellie vor allem für Frauen und Mädchen in ihrer Heimat und später im Kriegsgebiet Europa einsetzte, so abwertend äußerte sie sich häufig über Menschen und Umstände vieler Länder ihrer Reise.
Ihr Blick war geprägt durch ihre Zeit, den Kolonialismus, Rassismus und die Arroganz der weißen Bevölkerung im 19. Jahrhundert. Der Kolonialismus war es auch, der ihre Reise in dieser Form überhaupt erst ermöglichte. Das sollten wir immer mitdenken und thematisieren, wenn wir über Nellie Bly und ihre Leistungen sprechen.
Nellies Unternehmerinnenjahre
1895 heiratete Nellie den Unternehmer Robert Seaman und gab den Journalismus weitestgehend auf. Sie setzte sich für gerechtere Arbeitsbedingungen und soziale Reformen ein.
Nach dem Tod ihres Mannes übernahm sie die Firma und setzte viele der geplanten Reformen um. Leider ging die Firma einige Jahre später in Konkurs und Nellie wagte einen Neuanfang im Journalismus.
Kriegsreporterin
Ihr Weg führte sie 1914 nach Europa. Dort erlebte sie den Beginn des 1. Weltkriegs: Sie wurde die erste Kriegsreporterin, die direkt von der Front zwischen Serbien und Österreich berichtete.
Ihre lebendigen Beschreibungen der schrecklichen Zustände an der Ostfront zeichneten ein eindrucksvolles Bild für die Amerikaner, die drei Jahre später in den Krieg eingreifen sollten.
„It is like a scourge sweeping the world. One stands dumb, despairing, dry-eyed before the vastness of the misery.“
– Nellie Bly, Nellie Bly Paints Horrors of War in Eastern Field of Combat (1915)
Ihre Zeit in Europa verbrachte sie jedoch nicht nur an der Front, sie arbeitete auch mit Hilfsorganisationen für Waisen und Kriegswitwen zusammen. Sie blieb bis 1919 in Europa, kehrte dann zurück in ihre Heimat, wo sie 1922 an einer Lungenentzündung starb.
Was steckt in dem Materialpaket?
Wer jetzt eine Unterrichtseinheit zu Nellie Bly gestalten und Schüler*innen ihre faszinierende Lebensgeschichte nahebringen will, für den ist unser Materialpaket „Menschen mit Träumen – Nellie Bly“ genau richtig.
In dem Paket stecken nicht nur ein spannender Lesetext über Nellie Bly, sondern auch neun passende Illustrationen (u.a. von einem Dampfschiff, einem Globus, einer Lokomotive, einem Portät von Nellie Bly, ...).
Ihr bekommt außerdem ein einsatzbereites Leseheft für eure Schüler*innen, das für die 4. Klasse geeignet ist.
Wie gefällt euch das Paket zu Nellie Bly?
Wir sind natürlich auch sehr gespannt, was ihr zu diesem Paket sagt. Schreibt uns gerne Feedback. Kennt ihr auch das erste Paket unserer Reihe „Menschen mit Träumen“? Holt es euch hier, um mehr über Wangari Maathai zu erfahren.
Habt ihr Anregungen zu anderen berühmten oder weniger berühmten Persönlichkeiten, die die Welt positiv verändert haben und die ihr euren Schüler*innen gerne vorstellen würdet? Wir freuen uns auf eure Ideen und Rückmeldungen.