Zentangle® — Meditatives Zeichnen in der Grundschule
Heute möchte ich (Karen) euch eine Anregung für den Kunst-Unterricht mitgeben zu etwas, das ich schon seit einigen Jahren gerne mache: Meditatives Zeichnen nach der Zentangle® Methode. So ist zum Beispiel das Bild oben entstanden. Wenn ihr euch den genauen Vorgang anschauen wollt, findet ihr weiter unten auch noch ein Video davon, wie dieses Kärtchen gezeichnet wird.
Zentangle eignet sich hervorragend für die Grundschule, da es keine Altersbeschränkung gibt. Wer einen Stift halten und Linien ziehen kann, kann auch tangeln (Zentangle-Muster zeichnen).
Was genau ist Zentangle?
In Zentangle werden Muster dekonstruiert. Dadurch können sie ganz einfach und in wenigen Schritten wieder zusammengesetzt werden: Man kombiniert einfache Formen und Linien, wiederholt diese Schritte innerhalb eines Musters und geht dann zum nächsten Muster über. Die sich wiederholenden Bewegungen und das Drehen des Kärtchens tragen dazu bei, dass man sich entspannt und völlig in dem aufgeht, was man gerade tut. Zentangle hilft aber nicht nur dabei, sich zu entspannen und die eigene Kreativität auszuleben, sondern kann auch die Konzentrationsfähigkeit steigern und die feinmotorischen Fähigkeiten verbessern.
Es gibt kein Vorzeichnen mit dem Bleistift, auch einen Radiergummi braucht man nicht. Statt aufzugeben und ein neues Kärtchen anzufangen, wenn etwas nicht so aussieht, wie man es sich vorgestellt hat, arbeitet man mit dem was man hat weiter und versucht eine Lösung zu finden. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass aus vermeintlichen Fehlern oft die schönsten Bilder entstehen oder sogar neue Muster zum Vorschein kommen.
Ideen für die Nutzung in der Schule
Zentangle kann in der Schule vielseitig eingesetzt werden - zwei Beispiele:
- Ihr könnt mit euren Schülern ein Zendala (eine Wortschöpfung aus Zentangle und Mandala) tangeln, wobei jedes Kind einen kleinen Bereich übernimmt. In diesem Blogartikel der Zentangle-Webseite könnt ihr ein Beispiel für eine solche Gemeinschaftsarbeit sehen. Auf dieser Seite gibt es einige sehr schöne Vorlagen zum Ausdrucken. Die Vorlagen dürfen verwendet werden, solange der Hinweis auf Name und Webseite, der sich darauf befindet, nicht entfernt wird.
- Oder die Schüler bemalen jeweils ein Zentangle-Kärtchen (engl. Zentangle tile) mit 3 oder 4 Mustern und legen die Kärtchen dann nebeneinander aus oder hängen sie als Mosaik auf. Im gerade schon erwähnten Blogartikel seht ihr auch ein Beispiel für ein solches Mosaik (Bild 32). Es ist faszinierend zu sehen, dass jedes Kärtchen etwas anders aussieht, obwohl die gleichen Muster verwendet wurden.
Eckpunkte, Rahmen und Leitfaden
Ein Zentangle-Kärtchen kann man auf verschiedene Weise beginnen. Man kann einfach mit einem Muster loslegen und sehen, wohin die Kreativität einen führt oder man kann das Kärtchen einteilen. Dafür setzt man in jede Ecke des Kärtchens einen Punkt und verbindet diese Punkte zu einem Rahmen. Der Leitfaden, also die Einteilung des Kärtchens, kann ganz unterschiedliche Formen annehmen. Hier seht ihr einige Beispiele dafür:
Ich nenne die Einteilung Leitfaden (engl. string), da diese Linien eine Hilfe beim Zeichnen sind und keinesfalls als Einschränkung zu sehen sind. Man kann also ohne Weiteres über diese Linien zeichnen oder sie sogar völlig ignorieren, wenn einem danach ist. Diese ersten Schritte sind dazu gedacht die Scheu, vor dem leeren Papier zu nehmen.
Tangles (Muster) und Verzierungen
Es gibt bis dato 151 offizielle Tangles: So werden Muster bezeichnet, die die Erfinder von Zentangle dekonstruiert haben. Nimmt man die Tangles von Zentangle-Begeisterten und Zertifizierten Zentangle Trainern (CZT®) noch dazu, bekommt man noch viel mehr Muster. Kein Wunder! Wir sind schließlich von Mustern umgeben. Man muss sich nur einmal in der Natur umschauen und wird sofort fündig. Auf Linda Farmers Webseite Tanglepatterns.com findet ihr neben den offiziellen Mustern auch unzählige andere Muster.
Tangles lassen sich auf einfache Weise verzieren. Im Video stelle ich euch zwei dieser Verzierungen (engl. enhancement) vor:
Glanzlichter (engl. sparkle) entstehen durch Lücken in Linien und finden beim Tangle Printemps und ähnlichen Mustern fast immer ihre Anwendung.
Auras (engl. auras) sind fester Bestandteil des Tangles Crescent Moon. Man umrandet eine Form oder Linie mit einer weiteren Linie. Das kann beliebig wiederholt werden.
Ich möchte außerdem kurz auf das Prinzip des „Dahinter-Malens“ (engl. the principle of drawing behind) eingehen. Wenn man mit dem Stift auf eine zuvor gezeichnete Form trifft, stoppt man und zeichnet auf der anderen Seite weiter. Am Muster Hollibaugh läßt sich das sehr gut veranschaulichen. Dieses Prinzip gilt für alle Muster.
Zentangle ist nicht nachtragend. So werden Ausrutscher, zum Beispiel beim „Dahinter-Malen“, nicht als Fehler betrachtet, sondern als neue Möglichkeiten, die zu wunderschönen Ergebnissen führen können.
Benötigtes Material
Folgendes Material benötigt ihr für Meditatives Zeichnen nach der Zentangle Methode:
- Papier: Zentangle-Kärtchen (89mm auf 89mm), alternativ kann man zum Ausprobieren auch Quadrate in dieser Größe auf ein Aquarell-, Zeichenblatt oder in ein Skizzenbuch zeichnen
- Fineliner: 0,25 mm für die Linien, dickere Fineliner können zum Ausmalen von Flächen benutzt werden
- Bleistift: weicher Bleistift, 2B oder weicher
- Tortillion/Papierwischer: wird zum verwischen des Bleistifts beim Schattieren benötigt, alternativ kann man aber auch einen Q-Tip verwenden oder einfach die Finger nehmen
Video
Um euch einen noch tieferen Einblick in das meditative Zeichnen mit Zentangle zu geben, habe ich ein kleines Video für euch gemacht:
Tipp: Wenn ein Muster schwerfällt, kann es helfen, etwas größer und langsamer zu zeichnen. Mit der Zeit findet man seinen Rhythmus. Euch ist sicherlich aufgefallen, dass die Muster in diesem Beitrag schattiert sind. Für den Anfang geht es aber auch ohne Schattierung. Ich werde euch in einem späteren Blog-Beitrag zeigen, wie man ein Muster schattiert.
Der Ursprung von Zentangle und mein Bezug dazu
Die Zentangle-Methode kommt aus den USA und wurde von Maria Thomas und Rick Roberts vor über zehn Jahren entwickelt. Rick und Maria stellten eines Tages fest, dass man sich durch das Zeichnen von strukturierten Mustern in einen Zustand versetzen kann, der ähnlich entspannend ist wie Meditation. Daraus entwickelten sie die Idee des „Meditativen Zeichnens“ und nannten es Zentangle. Inzwischen hat sich Zentangle zu einem Familienunternehmen entwickelt und hat Tausende von Fans. Auf Zentangle.com findet ihr viele Information und schöne Bilder, direkt von der Quelle.
Ich selbst kam vor etwa vier Jahren das erste Mal mit Zentangle in Berührung. Es dauerte allerdings ein paar Monate, bis ich mich richtig darauf einließ. Ich wollte mich zunächst weder auf ein kleines Papierkärtchen beschränken lassen, noch auf schwarz-weiß Zeichnungen. Schließlich wurde ich doch neugierig und wollte mehr über den Ursprung und die Bedeutung von Zentangle erfahren. Ich zeichnete also mein erstes Kärtchen. Inzwischen bin ich selbst Zertifizierte Zentangle Trainerin und unterrichte, sooft sich die Möglichkeit bietet.
Tangleblogs.com ist eine Webseite, die ich vor kurzem ins Leben gerufen habe. Die Idee, Beiträge von Zentangle-Blogs für mich etwas zentraler zugänglich zu machen, hatte ich schon vor einer Weile. Durch Fabians Grundschulblog kam ich dann auf den Gedanken eine eigene Seite dafür zu erstellen.
Ich hoffe, ich habe euch Lust gemacht es einmal selbst oder mit euren Schülern zu versuchen. Ich würde mich freuen, wenn ihr mir von euren Erfahrungen berichten würdet! Und wenn ihr jetzt noch Fragen zu der Methode habt, schreibt sie mir doch einfach in die Kommentare.
Viele Grüße,
Karen
LG,
Kerstin
das freut mich aber, dass Euch das Video so gut gefallen hat.
Und was die Zeugnisse angeht... Hauptsache Ihr hattet Spass alle zusammen! :-)
Liebe Grüße,
Karen